„Klassische Musik“ galt und gilt als etwas Besonderes; als eine Musik, die für ein besonders kenntnisreiches Publikum geschrieben ist, als eine Musik, die man nur versteht, wenn man sie studiert hat, als eine Musik, in der steife Zeremonielle während des Konzertes zu beachten sind, als eine Musik, die irgendwie das Gegenteil von unterhaltsam ist.
Nichts könnte fälscher sein. Das, was wir „klassische“ Musik nennen, ist ein Schatz, der von unseren Vorfahren an uns alle weitergegeben wurde und zum Besten gehört, was die Menschheit je geschaffen hat! Sie wurde zu keiner Zeit nur für ein Fachpublikum aus Kennern geschrieben, sondern (anders als wissenschaftliche Aufsätze, die für eine kleine Gemeinde von Spezialisten bestimmt sind), immer mehrheitlich für „ganz normale Leut ́“. Am schönsten hat das Wolfgang Amadeus Mozart beschrieben: Er versuche, so zu komponieren, dass er bei den einfachen Leuten ankommen, ohne dass sie wüssten, warum, und gleichzeitig die Kenner „lange Ohren“ bekämen. Verständlich zu bleiben, ohne den eigenen künstlerischen Anspruch aufzugeben – das war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Devise.
Deshalb ist es so schade, dass nicht wenige Menschen glauben, „Klassik ist nichts für mich“. Für all jene, die bisher so dachten, ist dieses Buch geschrieben. Es soll helfen, die Schranke, die sich vermeintlich vor „der Klassik“ aufbaut, zu überwinden, es soll geheimnisvoll Klingendes in klaren Worten erklären, es gibt Tipps und Hinweise, erläutert Hintergründe – mit einem Wort: es soll neugierig machen auf die unzähligen Wunder der zweitschönsten Sache auf der Welt.
Was macht eigentlich ein Dirigent?
Der Dirigent steht als herausragendes Symbol für die gesamte „klassische“ Musik. Es gibt wohl kaum einen Beruf, dessen Ausübung gleichzeitig so offensichtlich wie geheimnisvoll ist.
Dirigenten wird große Verehrung entgegengebracht, manche zieren mit ihrem Poster zu Festspielzeiten ganze Ladenzeilen, Dirigenten sind – neben den Sängern, Pianisten und Geigern – die Stars der Klassik-Branche. Während bei den letzteren sofort klar ist, was sie dort vorne auf dem Podium tun – schließlich entlocken sie ihren Instrumenten und Kehlen Töne, mehr oder weniger schöne, aber in jedem Fall deutlich höbare – beschleicht einen bei Dirigenten die Frage: was machen sie da eigentlich, wenn sie vorne im schwarzen Frack stehen und mit ihrem Taktstock ganz offensichtlich das Kommando über die Heerscharen von Musikern im Orchester und eine Hundertschaft von Chorsängern und Solisten befehlen? Ist das überhaupt notwendig?
Deshalb habe ich all die Fragen zum Thema, die mir im Lauf der Jahre festellt wurden, gesammelt und lege hier nun die Antwort nicht nur auf diese Frage, sondern über den ganzen Bereich “Klassik” – frei nach Woody Allens Filmtitel – vor. Unterhaltsam soll das Buch sein, aber eben nicht nur aus anekdoten bestehen, sondern wirklich zeigen, wie “klassik” funktioniert”.
Worum es in diesem Buch geht – und worum nicht
Keine kleine Musiktheorie
Gebrauchsanweisung für die Gebrauchsanweisung
Das Buch ist gegliedert in den Haupttext, der – in Kapiteln gegliedert – die verschiedenen Bereiche der klassischen Musikwelt zusammenfasst; kurze Begriffs- Erklärungen und Hinweise, die Sie als Kästen am Seitenrand finden (hier im MS noch als Fußnoten), und Exkurse: Das sind sozusagen Ausflüge, die tiefer in unbekanntes Gebiet führen – entweder stellen sie weitergehende Betrachtungen zu einem Thema an, oder sie betten das im Haupttext Besprochene in einen größeren Kontext ein.
Sowohl die Erklärungen als auch die Exkurse können, aber müssen Sie nicht zusammen mit dem Haupttext lesen. Am Ende des Buches finden Sie ein Glossar, in dem Sie Fachbegriffe jederzeit nachschlagen können, und auf den Innenseiten des Umschlags vervollständigen eine Klaviertastatur mit allen dazugehörigen Notennamen, die Tonarten sowie die wichtigsten musikalischen Bezeichnungen die Ausstattung.
Keineswegs müssen Sie die Kapitel dieses Buches in der Reihenfolge lesen, in der sie angeordnet sind, auch wenn das natürlich möglich ist. Benutzen Sie es gerne auch als Nachschlagewerk, als eine Art ausführliches Lexikon zu bestimmten Themen, die Sie entweder im Inhaltsverzeichnis oder im Register bzw. im Glossar finden, und lassen Sie sich dann von den Verweisen auf andere Kapitel beim Herumstöbern leiten – ähnlich wie man im Internet von einer Seite zu einer nächsten surft.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beim Surfen viel Sonne und einen frischen Wind!
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